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Gedanken zum Übergang

G8, Kontingentstundentafel, Profile, Pool-Stunden, Gemeinschaftsschule, ... – die Diskussion in der Bildungstheorie und der Bildungspolitik wird zunehmend komplexer und damit für Laien (wie z.T. auch für betroffene Lehrkräfte) immer undurchsichtiger. Diese und andere (außerschulische) Faktoren (z. B. neue Familienstrukturen, Arbeitsmarktsituation etc.) führen zu einer allmählich stärker zu beobachtenden Verunsicherung von Schülern und Eltern.

„Welche Schule ist die richtige für mein Kind?“ – Wer kennt nicht diese Frage? Diese Zeit des Übergangs ist äußerst sensibel, da nun die Weichen für die Zukunft der Kinder (meist) entscheidend gestellt werden, ohne dass die Eltern die Entwicklung ihres Kindes zu dem Zeitpunkt ausreichend einschätzen können.

Der Übergang in die neue Schule

In die Entscheidung über die weiterführende Schule sind Sie als Eltern eingebunden. Damit übernehmen Sie Verantwortung für das Wohl Ihres Kindes.

Die Grundschule führt eine Beratung durch. Hierbei werden neben der fachlichen Leistung auch die soziale und psychische Reife sowie das Entwicklungspotential Ihres Kindes betrachtet, so dass diese Informationen und der Austausch gute Grundlagen sind, um Ihnen Ihre Entscheidung zu erleichtern und eine Orientierung zu geben.

Ab 2025 wurde die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wieder erhöht. Neben der pädagogischen Gesamtwürdigung Ihres Kindes, also der Berücksichtigung seiner schulischen Leistungen, seiner bisherigen Entwicklung, Stärken und Lernpräferenzen, werden mit der neu eingeführten Kompetenzmessung "Kompass 4" der Leistungsstand in Deutsch und Mathematik in der Klassenstufe 4 sowie überfachliche Kompetenzen erfasst. Ziel ist es, die Beratung beim Übergang zu stärken und Lehrkräfte bei ihrer Empfehlung sowie Eltern bei ihrer Entscheidung für die weiterführende Schulart zu unterstützen.

Grundlage für den Übergang bilden künftig also

  • die pädagogische Gesamtwürdigung der Klassenkonferenz,
  • das Ergebnis der Kompetenzmessung Kompass 4 und
  • der Elternwille.

Eine Anmeldung am Gymnasium ist dann möglich, wenn neben dem Elternwillen entweder die pädagogische Gesamtwürdigung der Klassenkonferenz dies empfiehlt oder die entsprechenden Leistungen in der Kompetenzmessung Kompass 4 erreicht werden. Falls beides keine Prognose für den Schulerfolg am Gymnasium zulässt, kann als zusätzliche Möglichkeit ein Potentialtest den Zugang zum Gymnasium ermöglichen. Durch diese Maßnahmen soll vermieden werden, dass Kinder, die den Leistungserwartungen am Gymnasium nicht gerecht werden können, dauerhaft frustriert werden und im schlimmsten Fall die Freude am Lernen verlieren.

Eltern stehen manchmal vor einem Dilemma: Einerseits möchten Sie ihrem Kind alle Wege für die Zukunft offen halten, gleichzeitig wollen Sie Ihre Kinder nicht überfordern. Doch wie macht man es richtig?

Die Wahl über die weitere Schullaufbahn sollte man nicht dem Kind überlassen. Vielmehr sollten Eltern Vertrauen in die Einschätzung der Grundschullehrkräfte haben und Verantwortung für eine pädagogisch angemessene Entscheidung übernehmen.

Zeigt das Kind eine Abneigung gegen höhere Leistungsanforderungen und verweigert es trotz intellektueller Voraussetzungen immer wieder das Lernen, sollte man den gymnasialen Weg gut überlegen, denn neben der Intelligenz zählt auch die Motivation des Kindes. Je leichter bestimmte Kompetenzen des Kindes - seien es fachliche, soziale oder methodische - zu erkennen sind, desto leichter fällt die Festlegung für das Gymnasium.

Pädagogik des Übergangs

Haben Sie sich nun für das Gymnasium entschieden, stellt sich angesichts des großen Angebots an Gymnasien in Mannheim die Frage nach der geeigneten Schule.

„Wohin geht die beste Freundin/der beste Freund?“ „Wie ist die Schule für mein (ca. zehnjähriges) Kind möglichst gefahrlos erreichbar?“ „Was kann die einzelne Schule meinem Kind über die unterrichtliche Grundversorgung hinaus bieten (Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung etc.) und damit evtl. beitragen, die familiäre Situation zu entlasten?“ „Was hört man so von der betroffenen Schule?“ – dies sind nur wenige Fragen, die in dieser Übergangszeit immer wieder gestellt werden. Interessierte Eltern besuchen Informationsabende der in Frage kommenden Schulen und hoffen danach, aus der Fülle der Informationen die ‚richtige’ Schule finden zu können.

Aufgrund der beschriebenen Schwierigkeiten hat sich schon vor einigen Jahren am Lilo eine Arbeitsgruppe konstituiert, die die Sorgen und Nöte der Eltern sehr ernst nimmt und den Kindern und ihren Eltern helfen möchte, den Übergang in die neue Schule zu erleichtern. In dieser Arbeitsgruppe arbeiten Lehrkräfte mit, die aus eigener Erfahrung um die besondere Situation der Kinder wissen.

Das Aufgabengebiet, das es in der Gruppe zu bearbeiten gilt, ist „ein weites Feld“. Exemplarisch seien folgende Maßnahmen genannt:

  • Gestaltung der ersten Phase der neuen Klasse 5 durch eine besondere Form des Anfangsunterrichts.
  • Im Verlauf des 5. Schuljahres verschiedene \"Lernen lernen\"-Praktika.
  • Förderung des sozialen Lernens bei Kennenlernfahrten der 5. Klassen.
  • Organisation eines Patensystems, bei dem ältere Schülerinnen und Schüler den neuen Fünftklässlern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
  • Stärkung des sozialen Klimas durch Entwicklung von Konfliktlösungsstrategien.
  • Ausbildung und Einsatz von Schülermediatoren.
  • Organisation der Hausaufgabenbetreuung, die es Kindern ermöglicht, nach dem Mittagessen in der Schule unter Aufsicht ihre Hausaufgaben zu erledigen.
  • In der 5. Klasse kein Nachmittagsunterricht.
  • Förderunterricht (individuelle Förderung in Deutsch und Mathematik).

Eine Schule mitzugestalten, welche die Bedürfnisse von Schülern, Eltern und Lehrkräften zum Wohle aller am Schulleben Beteiligten angemessen berücksichtigt und so von einer vertrauensvollen und friedlichen Atmosphäre geprägt ist – ein hehres Ziel, wofür sich der Einsatz lohnt.

Für die Arbeitsgruppe „Pädagogik des Übergangs“

Roland Riegler und Claudia Hormuth

Gemeinsam in eine Richtung rudern